Mein Leben ist: Rock’n’Roll“1 – Alice Schwarzer

Alice Sophie Schwarzer wurde am 3. Dezember 1942 in Wuppertal als uneheliches Kind geboren und wuchs bei ihren Großeltern, die sie als ihre Eltern sah, auf. Ihre Familie hob sich von den Normvorstellungen der damaligen Gesellschaft ab. So kümmerte sich ihr Großvater größtenteils um die junge Alice Schwarzer, während ihre Großmutter die Familie dazu brachte einen gelebten Widerstand ihrer Familie gegen die Nazis zu führen und Solidarität mit den Opfern aufzubringen. Nach einer Bombardierung musste ihre Familie nach Stadtlauringen evakuiert werden. Dort lebte Alice bis zu ihrem sechsten Lebensjahr auf einem Bauernhof. Es folgten eine „chaotische[…] Schulzeit“2, mit anschließender kaufmännischer Lehre. Zu ihren Freizeitaktivitäten gehört bis heute das Tanzen, welches sie vor allem in ihren jungen Zwanzigern mit einigen Freundinnen auslebte. Ab 1962 lebte Schwarzer zusammen mit einer Freundin in München, dort jobbte sie bei einem Verlag und als Empfangsdame eines angesagten Live-Jazz-Clubs. Da München ihr keine gute Berufsperspektive bot, beschloss Schwarzer 1963 nach Paris zu ziehen, um dort ihren Horizont zu erweitern und als Journalistin zu volontieren. In den darauffolgenden Jahren lebte sie abwechselnd in Deutschland und Frankreich, das für sie zu einer zweiten Heimat wurde. Zuerst volontierte sie bei den Düsseldorfer Nachrichten und arbeitete später als Reporterin für die Zeitschrift Pardon. In den 1970er Jahren war Schwarzer als freie politische Korrespondentin für Radio, Fernsehen und Zeitschriften in Paris tätig. Zur selben Zeit studierte sie Psychologie und Soziologie an der Universität Vincennes.

Nachdem sie sich mit Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre angefreundet hatte, wirkte Alice Schwarzer ab dem Herbst 1970 als eine der Pionierinnen der Pariser Frauenbewegung „Mouvement pour la libération des femmes“ mit. Im Mai 1971 brachte Schwarzer die Idee zu dem provokanten Selbstbekenntnis „Ich habe abgetrieben“ nach Deutschland. Die Veröffentlichung der Aktion am 6. Juni 1971 im Stern, wird zum Auslöser einer neuen deutschen Frauenbewegung. Mit den darauffolgenden Büchern „Frauen gegen den §218“ und „Frauenarbeit – Frauenbefreiung“, in denen sie das Recht auf Abtreibung, die Gleichberechtigung der Frauen in einer Beziehung und das Recht der Frau zu arbeiten thematisiert, will sie ein Umdenken und eine tiefgreifende Veränderung der sozialen Ordnung erreichen. Ihr drittes Buch „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“, in dem sie die Sexualität als ,„Angelpunkt der Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern und der Unterdrückung der Frauen“‘3 analysiert, für eine freie Sexualität und die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen plädiert und den Aufzwang der Heterosexualität kritisiert, macht sie deutschlandweit bekannt. Im Februar 1975 wird das Streitgespräch mit Esther Vilar im WDR übertragen, in dem Schwarzer versucht der argentinisch-deutschen Autorin, die den Feminismus als die Unterdrückung des männlichen Geschlechts darstellt, klar zu machen, dass es im Feminismus darum ginge eine „Vermenschlichung der Geschlechter“‘4 zu erreichen und somit die Geschlechter gleichzustellen. Die Veröffentlichung der ersten Ausgabe der von Alice Schwarzer gegründeten und finanzierten feministischen Zeitschrift Emma ist nach nur wenigen Tagen ausverkauft.Bis heute, mit einer kleinen Unterbrechung in 2008, ist Schwarzer die Verlegerin und Chefredakteurin der politisch und ökonomisch unabhängigen Zeitschrift und behandelt seither die wichtigsten und aktuellsten Ereignisse des Feminismus.5 Von 1990 bis 2012 verlieh Alice Schwarzer den „Emma-Journalistinnen-Preis“ an Journalistinnen, die mit ihren Artikeln die Benachteiligung von Frauen in von Männern beherrschten Berufen aufzeigten und dieser entgegenwirkten. Bis zum Jahre 2010 veröffentlichte Alice Schwarzer 42 Bücher. Im Zeitraum von 1990 bis 2011 trat sie in mehreren Fernsehshows auf, arbeitete als Gastprofessorin und Gastdozentin und berichtete für den Axel Springer Verlag über den Kachelmann-Prozess. 2013 zeigte Alice Schwarzer sichwegen Steuerhinterziehung selbst an und errichtete daraufhin am 27. April 2018 in Berlin die „Alice Schwarzer Stiftung“, die sich für Menschenrechte, Selbstbestimmung und Chancengleichheit für Mädchen und Frauen einsetzt. 2018 heiratete sie außerdem die Fotografin Bettina Flitner. 6

Alice Schwarzer ermutigt und unterstützt bis heute vor allem Frauen dabei für ihre Gleichberechtigung und Meinung einzustehen und zu kämpfen, auch wenn sie dafür kritisiert werden.

1 Alice Schwarzer: Mein Lebenslauf , o. J. <https://www.aliceschwarzer.de/thema/zur-person-311552> Stand: 29.03.2020

2Alice Schwarzer: Mein Lebenslauf , o. J. <https://www.aliceschwarzer.de/thema/zur-person-311552> Stand: 29.03.2020

3Wikipedia: Alice Schwarzer, 16. März 2020 <https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Schwarzer> Stand: 29.03.2020

4Wikipedia: Alice Schwarzer, 16. März 2020 <https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Schwarzer>, zitiert in: Kristina Schulz: Der lange Atem der Provokation: die Frauenbewegung in der Bundesrepublik und in Frankreich 1968–1976. Campus Verlag, Frankfurt 2002 ; Stand: 29.03.2020

5Vgl.:Alice Schwarzer: Mein Lebenslauf, o.J. <https://www.aliceschwarzer.de/thema/zur-person-311552> Stand: 29.03.2020

6Vgl.: Wikipedia: Alice Schwarzer, 16. März 2020 <https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_SchwarzerStand: 29.03.2020