Ethik

„Denn gerade das ist ja das eigentliche Erlebnis des Philosophen, das Staunen.
Es gibt nämlich keinen anderen Ursprung der Philosophie als diesen.“

Platon im Dialog Theaitetos
zit. nach: Buckingham, W. et al., Das Philosophie-Buch  Große Ideen und ihre Denker, S. 12


Ethik am Gymnasium versteht sich nicht als „Ersatzfach“ oder notwendige Alternative zum Religionsunterricht. Ethikunterricht ist eine Reaktion auf schwindende oder fehlende moralische Verbindlichkeiten in den modernen „Massen-“, „Konsum-“, „Bildungs-“ und „Risikogesellschaften“. Hier erfahren Schüler Hilfestellungen bei der Entwicklung moralischer Urteile. Denn dass ethische Probleme den Alltag der Menschen in ganz besonderem Maße begleiten und ihn prägen, wird schon mit einem Blick auf die„ethischen Grundbegriffe“ im Inhaltsverzeichnis des sehr lesenswerten Buches „Ethik für junge Menschen. Grundbegriffe – Positionen – Probleme“ (Zagal, Héctor/Galindo, José): „Moral“, „Religion“, „Natur“, „Glück“, „Glücklichsein“, „Freiheit“, „Wissen“, „Gewissen“, „Gemeinschaft“ und „Politik“.

Ethik leistet einen wichtiger Beitrag zur Allgemeinbildung und zu konkreten Lernzielen wie Toleranz, Aufgeschlossenheit und Mut zum Fragestellen.


Die vier Grundfragen der Philosophie nach Immanuel Kant

  • Was kann ich wissen?
  • Was soll ich tun?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was ist der Mensch?

Viele Bücher versuchen, diese Welt und ihren Erfahrungsreichtum nachzuzeichnen. „Das Philosophie-Buch – Große Ideen und ihre Denker lädt dazu ein, sich auf eine philosophische Reise zu begeben und sich mit dem ein oder anderen Philosophen und seinen Ideen und Vorstellungen vertraut zu machen.


Bis zum Jahr 2002 war Ethik an bayerischen Gymnasien meist fachfremd unterrichtet worden. Die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen reagierte auf die zunehmenden Schülerzahlen im Fach Ethik durch dreiwöchige Sequenzlehrgänge und eine zweiteilige Prüfung, die zum Erhalt des Zertifikats für das Fach Ethik führte. Auch am Gymnasium Alexandrinum besuchen seit einigen Jahren immer mehr Schüler aus verschiedenen Gründen den Ethikunterricht. In unterschiedlich großen Lerngruppen unterrichten vier Lehrkräfte am Gymnasium Alexandrinum das Fach Ethik. Drei von ihnen haben die erwähnte Zusatzausbildung abgeschlossen.

Aus der Schulordnung für Gymnasien in Bayern (Gymnasialschulordnung – GSO):

  • Art. 47 (1) – Ethikunterricht ist für diejenigen Schülerinnen und Schüler Pflichtfach, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen.
  • § 22 – Sind in einer Jahrgangsstufe mindestens fünf Schüler, die den Religionsunterricht nicht besuchen, so muss für diese Schüler Ethikunterricht als Pflichtfach eingerichtet werden.
Praktische Philosophie ...

… im Klassenzimmer

„O Philosophie, Lenkerin des Lebens, Entdeckerin der Tugend, Siegerin über die Laster!
Was wären nicht nur wir, sondern das Leben der Menschen überhaupt ohne dich?“

Cicero (106–43 v. Chr.) in Gespräche in Tusculum
zit. nach: Will Buckingham u.a.: Das große Philosophiebuch, S. 14

 

Romane und Sachbücher zur Philosophie erfreuen sich seit einigen Jahren steigender Beliebtheit. Jostein Gaarders Erfolgsroman „Sofies Welt“ (1991) und Richard David Prechts ebenso gut lesbares und wie lesenswertes Sachbuch „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ (2007) sind im deutschsprachigen Raum die wohl bekanntesten Beispiele, die zu Recht ein Millionenpublikum erfreuen. Philosophische Fragen und Themen, wie sie in Gaarders und Prechts Büchern vorgestellt werden, begleiten die Menschen seit mehr als 2500 Jahren. Was mit dem griechischen Mathematiker und Philosophen Thales von Milet (um 624–546 v.Chr.) vor über zweieinhalb Jahrtausenden im Abendland begann, war nichts Geringeres als eine Revolution des Denkens. Heute präsentiert sich die Philosophie als eine breitgefächerte Wissenschaft. Ein Teilbereich der Praktischen Philosophie bildet die Ethik. Aktuelle Bedeutung erhält und erhöhte Aufmerksamkeit erfährt diese Disziplin durch die Entwicklungen in Politik und Gesellschaft, die den öffentlichen Diskurs prägen. Was aber ist Ethik? Die von 1981 bis 2001 auf dem Lehrstuhl von Karl Jaspers in Basel lehrende deutsche Philosophieprofessorin Annemarie Pieper definiert Ethik wie folgt:

„Die Ethik als eine Disziplin der Philosophie versteht sich als Wissenschaft vom moralischen Handeln. Sie untersucht die menschliche Praxis im Hinblick auf die Bedingungen ihrer Moralität und versucht, den Begriff der Moralität zu begründen. Dabei ist mit Moralität vorerst jene Qualität gemeint, die es erlaubt, eine Handlung als eine moralische, eine sittlich gute Handlung zu bezeichnen.“ (Einführung in die Ethik, S. 17)

In einer zunehmend komplexen Welt, die sich in der Wahrnehmung vieler Menschen in einem atemberaubenden Tempo täglich verändert wünschen sich vor allem Kinder und Jugendliche Orientierung. Diese bietet das Fach Ethik, das – wie der gymnasiale Lehrplan formuliert – „die Suche junger Menschen nach einer verlässlichen moralischen Orientierung in der Welt von heute“ unterstützt. Der Begriff „Ethik“ leitet sich vom griechischen Wort „ethos“ her, das mit „Wohnsitz“, „Heimat“, „gewohnter Aufenthalt“ oder „Sitte“, „Brauch“, „Gewohnheit“ übersetzt wird. Mit Aristoteles (384–322 v.Chr.) beginnen die Abgrenzung von theoretischer und praktischer Philosophie und die Begründung des philosophischen Teilbereichs als eigenständige Wissenschaftsdisziplin. Mit ihm wird, wie Peter Köck im „Handbuch des Ethikunterrichts“ formuliert, „Ethik zur Theorie und zum praktischen System moralischen Handelns“ (S. 11). Ethik fragt „als wissenschaftliche Disziplin und Lehre von der Moral nach dem Guten überhaupt sowie nach daraus ableitbaren allgemein gültigen Normen der individuellen und sozialen Lebensführung“ (S. 15). Das Fach Ethik weist über die Behandlung theoretischer Fragen immer auf ihr eigentliches Bezugsfeld hin: die Wirklichkeit. Damit verbunden sind zahlreiche Vernetzungen mit anderen Fächern und Wissenschaftsdisziplinen, wie beispielsweise Psychologie, Pädagogik, Politikwissenschaft, Soziologie, Medizin, Biologie oder Theologie.

Der Lehrplan für das Gymnasium für das Fach Ethik füllt diese abstrakten Formulierungen in den Jahrgangsstufen 5–12 mit unterschiedlichen Inhalten. Er beruht auf vier Schwerpunkten:

  • der Einzelne und die Gemeinschaft
  • Urteils- und Handlungskompetenz
  • Religionen und ihre Ethik
  • Bereichsethiken und interdisziplinäre Fragen
Rätsel der Philosophie

Die folgenden Paradoxa zum Rätseln und Nachdenken entstammen Oliver Kuhns „Was ein Mann wissen muss – Vademecum für alle Lebenslagen“. Sie öffnen in schlaglichtartiger Weise den Blick auf das interessante Feld der Philosophie.

Großvater-Paradoxon
Ein Zeitreisender, der in der Vergangenheit seinen Großvater umbringen würde, würde nicht geboren werden und könnte daher nie seinen Großvater umgebracht haben.

Paradoxon des Epimedes
Ein Kreter behauptet: Alle Kreter lügen.

Barbier-Paradoxon (von Aristoteles)
Der Barbier von Sevilla rasiert alle Männer von Sevilla; ausgenommen die, die sich selbst rasieren. Wer rasiert den Barbier von Sevilla?

Allmächtigkeitsparadoxon
Kann ein allmächtiger Gott einen Stein erschaffen, den er selbst nicht heben kann?

Bildungsparadoxon
Zunehmende Bildung aller Bevölkerungsschichten kommt den Privilegierten zugute.

Spiegelproblem
Warum ist im Spiegelbild rechts und links vertauscht, aber nicht oben und unten?

Seminare und Projekte

W-Seminar 2016.18

„Islam und Islamismus“


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