Ein Montag für die Zukunft – Projekttag Ökologie und Nachhaltigkeit

Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich einen ganzen Tag lang mit Zukunftsthemen rund um Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimawandel

Nicht erst seit Greta Thunberg die Schule bestreikt und damit eine internationale Jugendbewegung begann, die sich laut- und meinungsstark den Zukunftsthemen Klimawandel, Ökologie und Nachhaltigkeit widmet, weiß man, dass Kinder und Jugendliche sich nicht nur Sorgen um die Zukunft machen, sondern auch gewillt sind, sich diesbezüglich einzubringen und Lösungsansätze zu fordern.
Auch am Alexandrinum gibt es bereits eine lange Tradition der Beschäftigung mit den Themen Ökologie und Nachhaltigkeit. So erhält beispielsweise jeder Abiturient zusammen mit dem Abiturzeugnis einen Ginkgo-Setzling, und damit ein eigenes Exemplar des Wahrzeichens der Schule, wird Honig von den schuleigenen Bienenvölkern produziert und erst in diesem Schuljahr wurden große Rasenflächen in Blühflächen umgewandelt, die bereits die Nahrungsgrundlage für viele Insektenarten bilden.

Demnach erschien es für die SMV des Gymnasiums und insbesondere die Schülersprecher nur folgerichtig, das Engagement auszudehnen und die gesamte Schülerschaft sowie das Kollegium zu beteiligen. „Die Schüler merken, dass etwas geschehen muss, deshalb wollten wir nicht nur eine kleine Aktion für einzelne Schüler durchführen, sondern etwas machen, was alle erreicht“, meint Schülersprecherin Fritzi Herrmann. Und so entstand bereits zu Beginn dieses Schuljahres – und damit noch vor den ersten Fridays for Future-Demonstrationen in Deutschland – die Idee, einen großangelegten Tag der Ökologie und Nachhaltigkeit zu organisieren.

Dieser Anregung folgend, konnte der Schulleiter des Gymnasium Alexandrinum, Stephan Feuerpfeil, den Klimabeauftragten der Stadt Coburg für eine Zusammenarbeit gewinnen, der mit zahlreichen Kontakten und Ideen dem Projekt hilfreich zur Seite stand. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Schülersprecher mit so einem ambitionierten und wichtigen Projekt an mich herangetreten sind. Dass das Anliegen der Schüler eine weit über den schulischen Rahmen hinausreichende Relevanz hat, zeigte sich dann auch daran, dass Herr Weiß uns so bereitwillig und engagiert unterstützt hat. Wir sind stolz darauf, dass wir hier am Alexandrinum nicht nur ambitionierte Ziele fassen, sondern gemeinsam daran arbeiten, diese auch umzusetzen“, betont Schulleiter Stephan Feuerpfeil. Denn da auch von der SMV und etlichen Lehrkräften des Gymnasiums Ideen beigesteuert, Kontakte zu Experten vermittelt oder gar eigene Programmpunkte organisiert wurden, könne bei der Planung des Projekttags in der Tat von einer von vielen Händen getragene, gemeinsame Anstrengung gesprochen werden.

Für den eigentlichen Projekttag, der am Montag, den 22. Juli 2019 stattfand, erklärten sich eine Vielzahl an Referenten bereit, mit den einzelnen Klassen für jeweils zwei Stunden in ihre Fachgebiete einzutauchen. Alle Referenten vermittelten ihr Wissen dabei nicht nur vollkommen unentgeltlich, sondern sie waren allesamt darauf bedacht, die komplexen Themen altersgemäß zu präsentieren und die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken und Mitmachen zu motivieren. Da jeder Schüler an diesem Tag zwei Veranstaltungen besuchte, ergab sich für sie ein spannender und vor allem vielfältiger Projekttag.

Rund um das Thema Müll wurden beispielsweise vielfältige Fragen gestellt und beantwortet: Was passiert mit unserem Müll? Wie trennen wir ihn und wieso? Wie gehen wir mit der Müllproblematik in Zukunft um? Welche Folgen haben PET sowie Aluminiumverpackungen auf Joghurts oder Kaffeekapseln für den menschlichen Organismus? Diesen Aspekten widmeten sich in zwei Schienen Odette Eisenträger-Sarter vom Zweckverband für Abfallwirtschaft in Nordwest-Oberfranken sowie Johannes Balk vom Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb mit für Lehrern und Schülern gleichermaßen erstaunlichen Einsichten.

Weitere Vorträge und Workshops beschäftigten sich mit den technologischen Grundlagen und Herausforderungen. Beim Vortrag des Energieberaters Jörg Wicklein erhielten die Schülerinnen und Schüler nicht nur Informationen über die Möglichkeiten der Dämmung heute, sondern konnten vor allem mit Hausmodellen, unterschiedlichen Dämmmaterialien und Wärmebildkameras experimentieren. Mit Lupen, Solarzellen und allerlei technischem Gerät ausgerüstet näherte sich Thomas Vorderwülbecke vom Beratungsbüro für regenerative Energien zusammen mit den Schülergruppen dem Thema Energiewende und erneuerbare Energien. Physikalische Aspekte der Energiegewinnung thematisierte Dietmar Benkert von den SÜC. Welche Rolle Brennstoffzellen spielen oder spielen können und vor allem wie sie funktionieren, demonstrierte Professor Michael Rossner von der HS Coburg. Doch nicht nur, wie wir momentan und künftig Energie gewinnen, erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler mit den Experten, der Zusammenhang von Energie- und Verkehrswende sowie die Chancen der E-Mobilität wurden ebenso behandelt, einerseits als Vortrag des E-Mobility Beraters Oliver Kunz, andererseits auch ganz praktisch auf E-Bikes und E-Rollern, die Intersport Wohlleben zu Probefahrten zur Verfügung stellte.

Ein Tag der Ökologie und Nachhaltigkeit kann selbstverständlich nicht ohne ein Nachdenken über den großen Komplex Klimawandel ablaufen. Wie oft in der Woche kommt Fleisch auf den Tisch? Wie fahren wir in den Urlaub? Oder auch nur in die Stadt? Nehmen wir für kürzere Strecken das Auto oder das Fahrrad? Wie viele Hefte sind aus Recyclingpapier? Wo kaufen wir ein? Was kaufen wir ein? Was wollen wir haben, was brauchen wir, was eigentlich nicht? Gemeinsam mit Ramona Krauß und Anna Degelmann von der Energievision Frankenwald e.V. untersuchten die Schülerinnen und Schüler den eigenen ökologischen Fußabdruck und gingen der Frage nach, welche Rolle der Konsum spielt.

Dass dabei in einer globalisierten Welt vieles miteinander zusammenhängt, was auf den ersten Blick allein durch die enorme Entfernung scheinbar unabhängig voneinander existiert, erarbeiten drei sechste Klassen in eigenen Klassenprojekten zusammen mit ihren Lehrern. Weil es unmittelbar aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler entstammt, war es für kaum jemanden verwunderlich, dass über 80% der Deutschen ein unbenutztes Handy zuhause in der Schublade liegen haben, was sich auf geschätzte 160 Millionen Althandys summiert. Die Tatsache, dass der Virunga Nationalpark und die dort lebenden Gorillas aber unmittelbar Leidtragende dieser unglaublichen Menge sind, war den Schülerinnen und Schülern allerdings nicht bekannt, weshalb sie nicht nur ihr Mitschüler und das Kollegium informierten, sondern darüber hinaus auch die Handy-Sammelaktion der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt unterstützen. Ebenso gelangte auch eine andere sechste Klasse bei der Beschäftigung mit dem Thema Wasser nicht nur zu theoretischem Wissen, sondern konnten davon ausgehend gleich Eltern und Verwandte überzeugen, ihren Plastikverbrauch zu überdenken. Alexander von Humboldt, der bereits vor gut 200 Jahren den Grundstein für unser heutiges Verständnis der Einflüsse von Klima, Bevölkerung und Wachstum aufeinander legte, beschäftigte die dritte sechste Klasse. Alle Ergebnisse dieser Klassenprojekte wurden am Schulfest auch einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Der Titel des Programmpunkts im Naturkunde-Museum Coburg lautete Klimakatastrophe, weshalb die die Schülerinnen und Schüler umso überraschter waren, als Eckhard Möning sie mit Becherlupen auf Bestäuber-Jagd schickte, um die gefangenen Insekten zu bestimmen und in einen Prototyp einzutragen. Der Zusammenhang von Klimawandel und Artenvielfalt konnte so entdeckend begriffen werden.

Auch die politische Dimension von Nachhaltigkeit und Ökologie wurde behandelt. Dabei ging es um globale Initiativen, Nachhaltigkeitsberater Sascha Jenke informierte engagiert über die UN-Nachhaltigkeitsziele, sowie nationale Anstrengungen, Designmanager Peter Langendorf brachte den Schülern das Cradle to Cradle-Konzept und den deutschen Nachhaltigkeitskodex nahe. Außerdem berichtete der Klimaschutzmanager Michael Mosebach über den Stand des Klimaschutzes in der Stadt Coburg.

In der großen Pause zwischen den Blöcken, die die Referenten zum regen Austausch miteinander und mit der Schulleitung nutzten, wurde den Schülern ein gesundes Frühstück geboten, das komplett von lokalen Firmen und Anbietern gesponsort wurde.

Am Ende des Projekttages konnten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Alexandrinum mit vielfältigen Eindrücken nach Hause gehen und für nicht wenige von ihnen mag das Fazit einer Schülerin der sechsten Klasse ebenso gelten: „Es gibt zwar wahnsinnig viele Probleme auf der Welt, das wird aber auch so bleiben, wenn man nicht anfängt, etwas dagegen zu unternehmen!“