Reli mal anders: Ein eindrucksvoller Einblick in die Hospizarbeit

Im Rahmen des Lehrplanthemas „Leben an der Grenze“ unseres katholischen Religionsunterrichtes lud Frau Beez zum Abschluss des Themas Frau Brüning-Wolter vom Hospizverein Coburg ein.

Am Dienstagnachmittag, dem 29. Juni 2021, trafen wir – die Reliklasse der Zehnten – uns im Raum der Stille. Ein Klassenraum, extra so eingerichtet, dass ein angenehmes Ambiente herrscht. Und dennoch ist die Stimmung leicht bedrückt. Denn es geht um kein anderes Thema als den Tod. Passend dazu erwartete uns im Zimmer Frau Brüning-Wolter aus dem Coburger Hospizverein. Sie stellt sich als hauptamtliche Mitarbeiterin vor. Um genauer zu sein ist sie die Koordinatorin des Vereins. Wie es wohl kaum anders zu erwarten war, bemerkt sie unsere anfängliche Zurückhaltung sofort und sagt zu uns: Über den Tod solle man sprechen. Es gebe nicht Vieles auf der Welt, das sicher wäre, aber der Tod ereile uns schließlich alle. „Aber wir sind doch noch so jung“, würden manche sagen, „da muss man sich keine Gedanken über den Tod machen!“ Aber falsch gedacht, denn auch wenn es nicht so erscheinen mag, die meisten Menschen sammeln ihre ersten Erfahrungen mit dem Tod bereits im Teenageralter. Und noch etwas stellt Frau Brüning-Wolter direkt am Anfang sicher: bei ihnen im Hospiz heißt es nicht „Sterbebegleitung“, sondern „Lebensbegleitung“ – immerhin geht es um die letzten Tage des Lebens. Dann beginnt sie selbstsicher und dennoch einfühlsam von ihrer Arbeit zu berichten: Zunächst geht es um den organisatorischen Teil des Ganzen, dann geht sie langsam über zum emotionaleren Teil.

Die meisten Menschen, die das Hospiz aufsuchen, sind an Krebs erkrankt. Das Durchschnittsalter liegt bei über fünfzig Jahren, auch wenn die Tendenz mittlerweile in jüngere Bereiche geht, und immer mehr Menschen das Angebot wahrnehmen. Was die zu Begleitenden dort dann bekommen, ist laut Frau Brüning-Wolter kein Hexenwerk, sondern wie sie es selbst sagt: „nur Nachbarschaftsdienst“. Etwas, das laut ihr eigentlich jeder kann. Der Zweck der Organisation ist es, die letzten Tage des zu Begleitenden so schön wie nur möglich zu gestalten: ob das nun ein Vorleseabend oder eine Fahrt an die Ostsee ist. Aber nicht nur die Lebensbegleitung spielt im Hospizverein eine Rolle, sondern auch die Trauerbegleitung ist ein zentraler Bestandteil. Es ist oft sehr schwer für die Mitmenschen, mit ihrer Trauer umzugehen, nachdem sie eine geliebte Person verloren haben. Frau Brüning-Wolter gesteht uns, dass das für sie häufig noch anstrengender ist als die Lebensbegleitung. Ob sie nun den Kindern der Sterbenden erklären muss, wie es um ihre Familienmitglieder steht, oder darum, im Nachhinein die Betroffen wieder in den Alltag finden zu lassen.

Vermutlich klingt das für die meisten nicht gerade nach einem Beruf, der besonders leicht ist. Und auch Frau Brüning-Wolter verrät uns, dass es manchmal sehr hart und herausfordernd ist. Nach jedem Sterbefall finden daher auch Gespräche mit den Hospizmitarbeitern statt, um zu sehen, wie stark sie das Erlebte selbst belastet. Auf unsere Frage, wie sie es schafft, da einen passenden Ausgleich im Leben zu finden, meint sie, dass es natürlich auch gute Seiten gebe, und die Menschen ihr viel Dankbarkeit zurückgeben. Außerdem konnte sie so viele schöne Momente miterleben. Aber als Ausgleich in der Freizeit, fügt sie hinzu, dient ihr das Töpfern.

Für mich persönlich war das eine sehr aufschlussreiche Stunde, die viel positiver war als zuvor erwartet. Letzten Endes gebe ich Frau Brüning-Wolter recht, dass über dieses Thema mehr gesprochen werden muss. Denn der eigene Tod ist am Ende nicht so schlimm wie die Trauer der Hinterbliebenen – zu denen auch wir dazugehören können. Und mit dieser Trauer umzugehen…das muss man lernen. Und leider geschieht das nicht dadurch, indem man den Tod aus den eigenen Gedanken verbannt und kein Wort darüber sagt.

Jakub Ročin (10b)