Zukunftswerkstatt Europa der Q12 in der kultur.werk.stadt Neustadt
Nicht nur das Abitur, auch die Wahlen zum 9. Europäischen Parlament stehen kurz bevor. Und da wir in interessanten Zeiten leben und unsere Schüler nicht nur auf das Abitur, sondern auch auf das Leben vorbereiten wollen, fuhren die Schülern der Q12 des Alexandrinums Ende März zu einer „Zukunftswerkstatt Europa“ in die kultur.werk.stadt in Neustadt bei Coburg. Die Europäische Akademie München hatte in Kooperation mit der Politischen Akademie Tutzing und der bayerischen Vertretung der Europäischen Kommission ein Workshop-Programm von drei Stunden erstellt, das es den jungen Menschen ermöglichen sollte, ihre Ideen für ein zukunftsfähiges Europa einzubringen und den anwesenden politischen Vertretern mit auf den Weg zu geben.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einem Impulsvortrag zur Geschichte der Europäischen Union durch den Historiker Prof. Dr. Michael Gehler (Institut für Geschichte, Universität Hildesheim), der in der Grenzerfahrung des geteilten Deutschland in Neustadt aufgewachsen war, besuchten die Oberstufenschüler gemeinsam mit den Zehntklässlern der Realschule Neustadt Workshops zu den Themen Klimapolitik, Asylpolitik, Digitalisierung, Sozialpolitik und Außenpolitik. Sie konnten in kleinen Arbeitskreisen diskutieren, um schließlich ihre Ideen für eine zukunftsfähige Politik an den Leiter der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in München, Joachim Menze, und dessen Pressereferenten, Jürgen Gmelch, zu übergeben.
Während die Arbeitsgruppe EU-Sozialpolitik mehrheitlich einheitliche, EU-weite Standards für Mindestlöhne und Renten ablehnte, waren sehr viele der jungen EU-Bürger dafür, in der Klimapolitik auf Sanktionen zu setzen, also beispielsweise Kerosin zu besteuern, damit die Klimaziele noch erreicht werden könnten, selbst wenn dann Flugreisen teurer würden. Auch eine starke EU-Außenministerin fand eindeutig positive Resonanz bei den Schülern, da Europa als global player mit Konkurrenten wie China, den USA oder Russland mit einer Stimme sprechen sollte. Besonders großen Beifall erntete Simon Rupprecht, als er betonte, dass der Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform ein ernstzunehmendes Eintreten der Jugend für ihre Freiheitsrechte sei. Er sprach sich deutlich gegen sog. Upload-Filter aus, weil sie noch nicht fehlerfrei funktionieren und weil eine freiheitliche Demokratie sich gerade auch dadurch auszeichnet, dass es keine Zensur gibt. Den riesigen Applaus des jungen Publikums für seine klaren Worte nahm die Gesandtschaft der EU-Kommission mit nach Brüssel. Die Gruppe, die sich mit EU-Asylpolitik auseinandersetzte, sah schnell, warum es für die 27 EU-Mitgliedsstaaten so schwer ist Lösungen für die Probleme Migration und Flucht zu finden. Sie übergaben ihre Ergebnisse an die Vertreter der Kommission in Form einer Bitte: Die EU möge ihren Einfluss in der Welt dazu nutzen, Fluchtursachen entgegen zu wirken und Geld zu investieren, nicht in die Unterstützung einer libyschen Regierung, die direkt oder indirekt beteiligt ist am Menschenhandel mit Geflüchteten, sondern vielmehr in den Aufbau von europäischen Vertretungen außerhalb Europas. Diese könnten dann schon in Nordafrika über Asylanträge entscheiden, so dass abgelehnte Asylbewerber sich gar nicht mehr auf den Weg machen müssten und Geflüchtete mit Bleiberecht sicher in Europa ankämen, wo sie gerecht auf alle Mitgliedsstaaten, die dazu bereit seien, aufgeteilt werden könnten.
Die von Tabea Schneider (Europäische Akademie München) organisierte Veranstaltung war ein voller Erfolg. Die Schüler des Alexandrinums gingen angesichts eines intensiven Nachmittags, an dem sie an ihrer eigenen Zukunft arbeiten durften, euphorisiert nach Hause – in der Hoffnung, dass ihre Wünsche und Anregungen in Brüssel Gehör finden würden.