„Der Rattenfänger von Hameln“ – integratives Theaterprojekt

„Der Rattenfänger von Hameln“ – integratives Theaterprojekt

Integratives Theaterprojekt zwischen dem Gymnasium Alexandrinum Coburg und der Von-Lerchenfeld-Schule für gehörlose Schüler*innen in Bamberg

„Es geht um Begegnungen.“, so Tobias Pohl, Initiator des integrativen Theaterprojekts: „Es geht darum, Begegnungen zu schaffen zwischen Schülergruppen, die sich im Schulalltag selten bis nie über den Weg laufen.“ Begegnungen schaffen durch das gemeinsame Projekt, über die gemeinsame Arbeit am Theater einander sehen und einander verstehen. Die Formel klingt recht einfach … Es geht um das Verstehen von Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung, es geht um den Nachvollzug der Wünsche, der Hoffnungen und Ängste jener Menschen, die im normalen Alltag allzu oft nicht gesehen, nicht wahrgenommen werden. „Unsere Gesellschaft kennt nur das Normale, das Angepasste.“, so Pohl: „Brechen Menschen aus diesem Raster aus, werden sie erst einmal als das Nichtnormale kategorisiert, als das, was nicht den strengen Kriterien der streng normierten Gesellschaft entspricht.“ Dabei verkenne man aber, dass das Normale schnell ausschließe, was eigentlich nicht ausgeschlossen werden dürfe, so der Theatermacher weiter. Es gehe darum, das Vielfältige zu sehen, es anzuerkennen, zu verstehen, dass man vom anderen etwas lernen könne, etwas zu lernen vermöge, so man sich auf das andere einlasse, so der Projektleiter.

Politisches Café

Wohin tendiert die politische Mitte?

Erstes Politisches Café am Gymnasium Alexandrinum in Coburg mit Prof. Dr. Ursula Münch

Auf die Frage, wohin die politische Mitte tendiert, wies Prof. Münch darauf hin, dass die so genannte politische Mitte der Gesellschaft nichts Statisches sei. „Sie ist sehr schwer zu fassen.“, so die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing: „Denn jeder definiert die politische Mitte anders. Derjenige, der von außen betrachtet weiter rechts steht, wird dennoch von sich behaupten, er vertrete die bürgerlich-liberale Mitte.“

Es war ein spannender Auftakt der Reihe „Politisches Café“ zur Vermittlung der politischen Bildung am Gymnasium Alexandrinum in Coburg: Zwischen einem ausladenden Buffet aus Kaffee und Kuchen debattieren die Gäste mit einem Experten zu Fragen der gegenwärtigen politischen Herausforderungen der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Beim Auftakt der Reihe war es eine Expertin, mit der Schüler*innen der zehnten Jahrgangsstufe über den Ausgang der Wahl zum Bayerischen Landtag und dessen Einordnung debattierten.

Die Diskussionsrunde konstatierte, dass ein großer Teil der bayerischen wie hessischen Wählerschaft konservative sowie Parteien rechts der CSU bzw. der CDU gewählt haben. Dass die AfD in beiden Ländern einen deutlichen Zuwachs an Stimmen und damit an Mandaten verzeichnen konnte, beschäftigte die Teilnehmer des Politischen Cafés am meisten. Schließlich steht diese Partei unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes. Das allein weckt Zweifel, ob man der Selbstbeschreibung der AfD als „wertkonservativer“ Partei tatsächlich folgen kann. In beiden Landtagen ist die AfD-Fraktion nun stärkste Oppositionskraft. Damit fallen ihr Privilegien im parlamentarischen Betrieb zu, die angesichts extremistischer Neigungen zumindest eines Teils ihrer Abgeordneten Beobachter sorgenvoll stimmen.

Halte die Brandmauer, fragte die insofern besorgte Runde. Der Begriff Brandmauer formuliere Erwartungen, die zumindest auf der kommunalen Ebene schwierig einzuhalten sei, stellte die Akademiedirektorin fest. „Vor allem auf kommunaler Ebene müssten die seriösen Parteien durchaus mit der AfD zusammenarbeiten“, führte Prof. Münch aus: „Bezeichnend hierbei ist die Situation in Sonneberg. Dort hat man den Kandidaten der AfD zum Landrat gewählt; die davon betroffenen Bürgermeister können die Zusammenarbeit nicht einfach verweigern.“ Ihre Sorge gelte der Frage, wie sich die politische Situation in den sog. neuen Ländern weiterentwickele. In Thüringen bestehe die reelle Chance, dass die AfD die Landtagswahl am 1. September nächsten Jahres gewinne, und das, obwohl Björn Höcke laut eines Gerichtsurteils als „Faschist“ bezeichnet werden dürfe, so Frau Prof. Münch. Infolgedessen müssten die anderen Parteien im künftigen Landtag darüber nachdenken, wie angesichts der Mehrheitsverhältnis eine zukünftige Landesregierung aussehen könne. Positioniere sich die CDU in Thüringen gemäß ihres „Brandmauervorsatzes“ auch weiterhin gegen die AfD, dann könne sie angesichts der zu erwartenden Mehrheitsverhältnisse womöglich ein Bündnis mit der Links-Partei nicht ausschließen. Eine solche Konstellation berge enormes Konflikt- und womöglich sogar Spaltpotential für die CDU.

Im Laufe des Gesprächs diskutiert die politische Kaffeegesellschaft darüber, weshalb sich die Stimmungslage in der Wählerschaft dermaßen verschlechtert habe. So war man sich einig, dass die beiden Landtagswahlen auch Wahlen gegen die Bundesregierung gewesen seien, die Parteien der Ampelregierung ihre Vorhaben demnach auch schlecht oder gar nicht erklärt hätten. Verwiesen wurde auch auf die schlechte Stimmung in der Bevölkerung: Sog. Wohlfahrtschauvinismus, also der Wunsch, sozialpolitische Leistungen möglichst nur den Einheimischen zukommen zulassen, sowie Sozialneid würden breite Teile der bundesrepublikanischen Gesellschaft prägen, so die Professorin. Es sei die Angst, den eigenen Status zu verlieren, das Gefühl, abzugleiten in untere gesellschaftliche Schichten, von denen man sich doch immer habe abgrenzen wollen. Verstärkt worden sei dieses Gefühl, darin war sich die Runde einig, durch die Corona- sowie die Flüchtlingskrise. Beide Krisen haben aus Sicht der Schüler*innen dazu geführt, dass sich populistisches und damit ausgrenzendes Denken durchgesetzt habe. Inzwischen verbreite sich das Misstrauen gegen die etablierten Kräfte der Demokratie und sogar gegen die staatlichen Institutionen. Beide Krisen, so Prof. Münch, hätten auch dazu geführt, dass sich der Charakter der Wahlkämpfe verändert habe. „Es ist nicht so, dass die früheren Wahlkämpfe nicht auch mit harten Bandagen geführt worden sind“, so die Professorin: „Man kann aber schon feststellen, dass der jüngste Wahlkampf in Bayern die Tendenzen zur gesellschaftlichen Spaltung verstärkt hat.“ Dies sei nicht nur im Umgang mit der sog. Flugblattaffäre rund um den Spitzenkandidaten der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, zu sehen gewesen. Vor allem der politische Umgang der CSU und der FW mit den bayerischen GRÜNEN sei dafür ein Indiz gewesen.

Am Ende des Politischen Cafés ging es schließlich um die Kernfrage: Müssen wir uns um die freiheitliche demokratische Ordnung der Bundesrepublik Deutschland Sorgen machen? Die Direktorin der Akademie für Politische Bildung verwies darauf, dass das Grundgesetz von denen lebe, die es verteidigen würden, wenn es bedroht sei. „Man muss sich aber über eines klar sein. Wer das Grundgesetz aushebeln, wird dafür Mittel und Wege finden“. Eine staatsrechtlich nicht abwegige Möglichkeit stelle die Möglichkeit dar, über einen Umbau des Bundesverfassungsgerichts vorzugehen. Dazu benötige man keine Zwei-Drittel-Mehrheit.

Der Hinweis von Prof. Münch, dass unsere Verfassung keine letzten Sicherheiten bieten könne, verunsicherte die Schülerschaft durchaus. Eine gewisse Beklommenheit war im politischen Café zu spüren. Was muss der aufrechte Demokrat leisten, um zu verhindern, dass sich wiederholen könnte, was sich nicht wiederholen darf? Eine Frage, die in der Veranstaltung nicht abschließend beantwortet wurde. Eine Frage, bei der man nur hoffen kann, dass die überzeugten Demokraten nicht in ihrer Demokratie einschlafen, um dann in ihrer Diktatur aufzuwachen. Unsere Staatsform mutet der Bürgerschaft einiges zu: Nicht nur Rechte, sondern auch die Pflicht, die Gleichgültigkeit zu überwinden. Auch wer mit der aktuellen Ausprägung der Politik unzufrieden ist, hat nicht das Recht, die Demokratie ihren Feinden auszuliefern. Demokratie befreit den Demokraten nicht davon, sich in ihr zu engagieren, vielmehr fordert sie jeden dazu auf, dass man sich mit der Komplexität der Sachlage auseinandersetzt, dass man sich eine Meinung bildet, dass man diese Meinung vertritt, auch mit der Gewissheit, dass man allein gegen viele steht. Gleichzeitig verlangt die rechtsstaatliche Demokratie uns ab, trotz des politischen Streites den demokratischen „Common Sense“ nicht zu verlassen.

Ist jene Beklommenheit ein Gefühl, das man aushalten muss? Ja! Denn solch ein Gefühl kann zumindest dazu auffordern, sich mit der politischen Situation auseinanderzusetzen und sich darüber Gedanken zu machen, welche Kanäle der Information und Meinungsbildung man wählt: Diejenigen, auf denen Manipulation, Zuspitzung und Lügen an der Tagesordnung sind, oder doch besser diejenigen, wo seriös arbeitende Redaktionen und Journalisten sich um die Annäherung an die Wahrheit bemühen.

Leberle liest in Erinnerung an die Bücherverbrennung

Die Bücherverbrennung von 1933 war ein einschneidendes Ereignis in der deutschen Geschichte, das sich zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft unter Adolf Hitler ereignete. Die Auswirkungen der Bücherverbrennung waren schwerwiegend. Es wurden Bücher jüdischer Autoren ebenso wie kritischer Autoren verbrannt. Auch der Koran wurde auf den Scheiterhaufen den flammen zum Fraß vorgeworfen. Die Bücherverbrennung fand am 10. Mai 1933 auf öffentlichen Plätzen in deutschen Städten, wie beispielsweise auf dem Opernplatz in Berlin statt, wo heute der Bebelplatz ist, und war eine von der NSDAP, der Hitlerjugend, der SA und der deutschen Studentenschaft geplante Aktion. Sie war ein Akt, bei dem die Nationalsozialisten öffentlich Bücher verbrannten, die als unerwünscht oder gefährlich für ihre Ideologie galten. Sie wollten so die Kontrolle über die Literatur und die Gedanken der Menschen gewinnen. Die Bücher stammten von Autoren wie Erich Kästner (1899-1974), der Kinderbuchautor von „Das doppelte Lottchen“ und „Emil und die Detektive“, der 1925 als Doktor der Philosophie promovierte. Oder von Heinich Heine (1797-1856), der in seiner Tragödie „Almansor“ schrieb: Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch sm Ende Menschen.“  – Ein prophetisches Zitat, das heute in einer im Boden eingelassenen Bronzeplatte am Hansaplatz in Dortmund zu lesen ist, einem weiteren Ort des schaurigen Geschehens. Kurt Tucholsky (1890-1955), der während des 1. Weltkriegs zum Heer einberufen wurde, und Joachim Ringelnatz (1883-1934), der zwischen 1912 und 1914 seine ersten autobiographischen Geschichten und Kinderbücher entwarf, aus denen später Balladen entstanden, waren weitere verbrannte Autoren. Aus ihren Werken las der Schauspieler Frederik Leberle , der viele Jahre am Landestheater Coburg aufgetreten ist, den Schülern und Schülerinnen der 9. Jahrgangsstufe vor. Er wurde an der Gitarre begleitet von Benjamin Hübner. So gelang es den beiden Künstlern, den Werken der ehemals geächteten Autoren neues Leben zu verleihen.

Viele Autoren und Intellektuelle, die nicht mit der nationalsozialistischen Ideologie einverstanden waren, verließen während der nationalsozialistischen Diktatur das Land oder wurden verfolgt. Dies führte zu einem Verlust an kultureller Vielfalt und geistiger Freiheit in Deutschland. Die Bücherverbrennung von 1933 erinnert uns daran, wie gefährlich es sein kann, wenn eine Regierung die Meinungsfreiheit und den freien Zugang zu Wissen und Kunst unterdrückt.

Sarah Kotschenreuther, 9c

Was das Regime aber nicht ahnen konnte, eine Beruhigung in jenem Sturm der intellektuellen Kurzsichtigkeit: Bücher, auch wenn man sie verbrennt, deren Wissen, deren Weisheit und deren Macht, kann man nicht verbrennen. „Bücher sind [zwar nur] das papierne Gedächtnis der Menschheit.“, so der berühmte Philosoph Arthur Schopenhauer, aber Bücher, deren Geschichten, wirken, einmal ausgesprochen, einmal weitergegeben, über das Feuer hinaus! Sind sie einmal in die Welt entlassen, bleiben sie in ihr.

Das macht die barbarische Tat nicht weniger barbarisch; das beruhigt aber die Zivilisation, blickt diese geschockt auf jene Flammenideologie zurück.

Die einzige Gefahr, der wir bedauernswerterweise auch heute entgegengehen können, ist das Vergessen dessen, was Geschichtenerzähler erzählt, Autoren niedergeschrieben, das gestrige Publikum wissenshungrig aufgenommen hat.

Also nehmen wir die Erinnerung an die Bücherverbrennung zum Anlass, daran zu erinnern, wie schrecklich der Einschnitt der Dummheit in diese wundervolle Kulturblüte gewesen war, nehmen wir sie aber auch zurMahnung an uns selbst, darum zu wissen, dass ein Buch erst dann verbrannt ist, wenn dessen Inhalt, dessen Geschichte vergessen worden ist.

OStR Tobias Pohl

„Versprochenes Reich“

Besuch der Theatervorstellung und anschließendes Gespräch mit Mitwirkenden durch Schüler*innen der Klasse 9c 

Es ist der Traum eines jeden jungen, heranwachsenden Menschen, seine Schule zu verlassen, infolgedessen die engen Grenzen seines jugendlichen Alltags aufzubrechen und diese hinter sich zu lassen, in die große weite Welt hinein zu gehen und sich darin, vollkommen frei und ungezwungen, zu entfalten.

Das Gefühl absoluter Freiheit! Als ob da niemand ist, der den jungfräulichen Lebensfreigeistern Grenzen setzen kann: Niemand, der ihnen sagt, dass sie das nicht tun dürften, niemand, der ihnen vorgibt, dass sie etwas zu erledigen hätten … Als ob die absolute Freiheit derart berauscht, dass die enthusiastischen Höhenflieger daran glauben, sie könnten der Welt ihren Stempel aufdrücken, sie könnten der Welt sagen, wer sie sind … Ganz im Sinne der fatalen Annahme zu meinen, die Welt hätte auf sie gewartet. Ganz im Sinne eines logischen Fehlers, davon auszugehen, die Welt hätte nicht nur auf sie gewartet, sie hätte sie vielmehr erwartet, gleich einer Prophezeiung, einer Ankündigung …

Ein Gefühl der trügerischen Sicherheit, welches spätestens dann in sich zusammenfallen muss, wenn die gefühlten Senkrechtstarter das erste Mal schmerzhaft auf dem Boden aufprallen. Wenn sie merken, dass man nicht auf den Füßen landen muss – und dass die Welt nicht auf sie gewartet, sie schon gar nicht erwartet hat.

Das Theaterstück „Versprochenes Reich“, das durch Schüler*innen der Klasse 9c besucht wurde, spielt genau mit dieser Diskrepanz zwischen jugendlicher Hoffnung und fataler Realität. Drei junge Erwachsene bewerben sich auf eine Stelle. Drei junge Erwachsene hoffen darauf – auch aufgrund der Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie mitbringen, aufgrund der Ausbildung, die sie haben, aufgrund der Begabung, von der sie meinen, dass diese sie für diese Aufgabe prädestiniere –, einen Job zu erhalten, von dem sie erwarten, dass dieser mehr ist als ein Job, eher eine Berufung, eine Heirat mit der Zukunft; darauf vertrauend, dass diese Zukunft endlich dann einbringe, was sie ihnen im einstmals rauschenden Geschmackserlebnis  der Loslösung von Schule und Elternhaus versprochen hat. Infolgedessen fragen die drei Bewerber nicht danach, welchen Sinn einzelne Vorstellungs- und Bewerbungsrunden haben; sie durchlaufen sie einfach, sie lassen es mit sich machen und über sich ergehen, sie fragen nicht danach, warum sie sich diesem Diktum einer fatalistisch daherkommenden digitalen Chefin unterwerfen. Sie tun einfach!

Im Laufe des Stücks fragen sich die Darsteller wie die Zuschauer, was über geblieben ist von dem Traum auf ein sehr gutes Leben, was übriggeblieben ist von dem Traum, die eigene Biografie, gleich einem Stempel der Welt aufdrücken zu wollen, was überhaupt davon übriggeblieben ist, was man einstmals wollte, wofür man sich interessierte, wonach man strebte. Der Traum vom versprochenen Reich verfliegt zunehmend, sowie die Darsteller auf der Bühne einsehen müssen, dass sie austauschbar sind, dass die eigenen Begabungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, die eigenen Überzeugungen nichts sind im perfiden Spiel einer übermächtigen möglichen Chefin, die dazu anhält, die vollkommen unmenschlichen Prüfungen mit jedem weiteren Schritt, jeder weiteren Anweisung zu pervertieren. Um am Ende den Gedemütigten zu sagen, dass keiner genommen werden könne, keiner gut genug sei, keiner!

Der Traum vom versprochenen Reich verfliegt augenblicklich.

Das Stück, das in der alten Kühlhalle inszeniert wurde, wirft die Frage auf, was wir sein wollen, was wir in Wirklichkeit aber sind, an wen wir uns anpassen müssen … Es wirft die Frage danach auf, ob die jugendlichen Träume, die eine utopische Welt von morgen träumen, in der alles möglich ist, ob diese Träume selbst nicht sogar gefährlich sind, weil sie dem Träumer vorgaukeln, er könne die Welt verändern, so er sich nur anstrenge, so er in die Welt eintauche, sich in ihr engagiere … Es ist ein Stück, das danach fragt, wer wir sind in einer Gesellschaft von vielen, wer wir sein dürfen in einer Gesellschaft von vielen und ob unser Seindürfen überhaupt möglich ist.

Der Traum vom versprochenen Reich verfliegt, sowie der Träumer anerkennen muss, dass die Realität eine andere ist.

Es ist die bittere Erkenntnis des Abends, dass man trotz aller Bemühungen stets darum bemüht sein muss, sich an die Etikette des scheinbar Normalen anzupassen, wohl wissend darum, dass man sich gegen diese Etikette entscheiden kann, jedoch darum ahnend, dass eine Entscheidung gegen diese Etikette durchaus den Geschmack von Freiheit trägt … Aber dann erkennen diejenigen, die sich gegen diese Etikette entschieden haben, dass ihre Entscheidung auch nur Etikette ist.

Es ist der Traum von einem versprochenen Reich! Es bleibt der Traum von einem versprochenen Reich.

Tobias Pohl

Demokratie lernen? – Indem man Verantwortung für sich in einem Klassenparlament übernimmt

Das Klassenzimmer der 9c ist umgeräumt. Vorn, in der Mitte, dort, wo sonst die Lehrkraft aktiv den Unterricht hält, steht nunmehr ein Rednerpult: Die Macht des Wortes, die Chance auf den geregelten Austausch von Argumenten.

Der Lehrer? Er räumt die Mitte seines Arbeitsbereichs, sitzt am Lehrerpult und eröffnet die erste Sitzung des Klassenparlaments der 9c. Man werde heute darüber abstimmen, ob die Klasse 9c außerhalb der Unterrichtszeit nach Nürnberg ins Reichsdokumentationszentrum fahren wolle.

Die Sitzungsglocke tönt das erste Mal. Tobias Pohl, die Lehrkraft der Klasse 9c, nun reduziert auf den Protokollanten der Sitzung, bittet die erste Rednerin nach vorn. Energisch setzt diese sich für die Fahrt nach Nürnberg ein. Es gehe darum, dass man nicht nur im Klassenzimmer lerne, nicht nur für die nächste Stunde lerne; es geht hier darum, dass man für sich selbst lerne und begreife, dass der Besuch des Reichsdokumentationszentrums im Sinne des Verstehens der eigenen Geschichte förderlich, gut und sinnvoll ist.

Es ist eine erste Rede, die es in sich hat. Das Plenum hört dabei nicht nur aufmerksam zu; vielmehr gibt es erste Zwischenrufe. Der Protokollant am Rande der Debatte schweigt. Die Glocke bleibt stumm.

Sodann bittet Tobas Pohl die nächste Rednerin ans Rednerpult. Sie beginnt langsam ihre Rede, leise. Dann aber steigert sie sich: Sie erinnert an die Wichtigkeit des Verstehens der Geschichte des Nationalsozialismus. „Gerade deshalb müssen wir jede Gelegenheit nutzen, die sich uns bietet, um unser Wissen um diese Diktatur zu vertiefen!“

Leiser Applaus auf der einen Seite, ablehnendes Gerede auf der anderen Seite. Und dazwischen die Rednerin, die zunehmend energischer auftritt: Auch sie verweist darauf, dass das Lernen nicht nur im Unterricht geschieht; zudem merkt sie an, dass es sich bei der Fahrt nach Nürnberg um eine einmalige Angelegenheit handle, ein Samstag von vielen.

Das Plenum bleibt nicht ruhig. Fair, aber dennoch bestimmt zeigt man der Rednerin an, dass man die Meinung nicht teilt, dass man sie ablehnt…

Es ist keine normale Unterrichtsstunde. Vielmehr brandet eine Debatte auf, die viele Ähnlichkeiten besitzt mit einer Diskussion aus den Plenarsälen in München und Berlin. Selbst die Presse ist dieses Mal anwesend.

Eine weitere Rednerin wird an das Pult gebeten. Sie schaut ihre Vorredner an, sie stimmt den Argumenten ihrer Vorredner zu, sie führt sie aus, sie… Sie bricht ab und verweist auf diejenigen Aspekte, welche die Vorredner nicht gesehen haben, nicht sehen wollten. Es werde gebaut in Nürnberg. Die Fahrt sei lang, der Besuch des Reichsdokumentationszentrums dagegen recht kurz. Man müsse abwägen zwischen dem, was man mit dieser Fahrt erreichen möchte, und dem, was man hierfür aufbringen müsste.

„Möchten Sie eine Zwischenfrage zulassen?“

Die Rednerin stockt, nachdem der Protokollant sie darauf hingewiesen hat, dass eine Schülerin aufgestanden ist und bereit ist, eine Zwischenfrage zu stellen. Sie muss die Zwischenfrage nicht zulassen, sie kann ablehnen und mit ihrer Rede fortfahren. Diese Möglichkeit sieht eine demokratische Plenumsdebatte vor. Sie nickt.

„Es geht ums Lernen, es geht ums Verstehen einer zentralen Epoche der deutschen Geschichte. Muss man da wirklich abwägen?“

„Ja, denn neben der verpflichtenden Fahrt zu einer Gedenkstätte ist die Frage durchaus erlaubt, ob man zusätzlich noch zum Reichsdokumentationszentrum fahren soll.“

Beide schneiden sich sachlich an, beide schauen sich scharf an. Es geht nicht um das Persönliche, vielmehr um die Sache an sich, vielmehr darum, ob man sich als Klassengemeinschaft zu dieser Fahrt durchringen kann. Oder aber nicht.

In dieser Form geht die Debatte weiter. Die Zwischenrufe branden auf, der Protokollant und Sitzungsleiter, Tobias Pohl, geht mit seiner Glocke dazwischen.

Am Ende stimmt die Klasse ab. Man entscheidet sich mit großer Mehrheit gegen die Fahrt zum Reichsdokumentationszentrum. Kurze Stille!

In seine Rolle als Lehrkraft zurückgekehrt ist Tobias Pohl ob des Ausgangs der Debatte traurig. Gerne wäre er nach Nürnberg gefahren… „So aber ist Demokratie!“

Folglich freut er sich darauf, die nächste Debatte zu leiten. Hierbei wird es darum gehen, ob sich die Klasse dazu entschließt, eine kreative Aktion in Coburg durchzuführen.

Das ist Demokratie! Ein neues Thema, eine neue Debatte, eine neue Abstimmung und dazwischen der bereits jetzt stattfindende geregelte Austausch von Argumenten. Das ist Demokratie…

English lessons on child labor in the cocoa production

Mit Padlet erstellt

Einmal Nazi und zurück – Vortrag von Philip Schlaffer

,,Einmal Nazi – immer Nazi“, stimmt das? – ,,Nein“, sagt Philip Schlaffer, der jahrelang in der Rechtsextremen- und Rockerszene aktiv war. Warum und wie er ein Neo-Nazi wurde, erzählte er uns am Montag, dem 18. Oktober 2021 in einem beeindruckenden Vortrag.

Er beginnt damit, von seiner normalen Kindheit ohne Gewalt und Alkohol zu erzählen. Als er gerade einmal 10 Jahre alt war, beschloss sein Vater, mit der Familie nach England zu ziehen, und am 08. August 1988 wanderten sie dann zusammen aus. Er kam auf eine Grundschule in England, ohne wirklich Englisch sprechen zu können. Schon am zweiten Schultag begann das Mobbing, und Philip wurde auf dem Weg zur Schule bespuckt und als Nazi bezeichnet. Zu dieser Zeit wusste er nicht einmal, was dieses Wort heißt, aber für Engländer waren damals alle Deutschen Nazis. Die Eltern seiner Mitschüler hatten Angst um ihre Kinder und erst zwei Jahre später durfte daher das erste Kind zu Besuch zu ihm nach Hause.

Nachdem er sich in England gut eingewöhnt hatte und in der Folge die High-School hätte besuchen sollen, musste er mit seiner Familie wieder zurück nach Deutschland. Er konnte sich im Gegensatz zu seiner Schwester nur schwer wieder eingewöhnen und fing an Kraftsport zu machen und Kampfsport zu trainieren, weil er so wütend war.

Er begann alles und jeden zu hassen: seine neue Gemeinschaftsschule, seine Schwester und vor allem seinen Vater. Akzeptanz und Freundschaft fand er nun bei seinen neuen Kameraden aus der Schule, die genauso wütend waren wie er. Mit sechzehn Jahren hat er sich bewusst für den Rechtsextremismus entschieden. Er fing an Musik von Nazis zu hören, hing sich eine Hakenkreuzfahne ins Zimmer, machte den Hitlergruß und veränderte sich auch optisch.

Philip lernte seine ebenfalls rechtsradikale Freundin kennen, schloss seine Ausbildung ab und zog mit ihr nach Mecklenburg-Vorpommern. Dort eröffnete er mehrere Läden, einen Nazi-Onlineshop und verdiente dadurch Geld. Philip gründete nach circa zehn Jahren in der rechten Szene zusammen mit seiner neuen Gruppe die Kameradschaft „Werwolf“. Das für viele von uns erschreckendste Ereignis war, als Philip nachts von drei Männern in seinem Schlafzimmer überfallen wurde. Sie verlangten Geld von ihm, während er seine Pumpgun herausholte, woraufhin die drei flüchteten und Philip auf sie schoss, ohne jemanden zu treffen. Im Krankenhaus machte sich das Opfer Gedanken, wer ihn angegriffen haben könnte und erkannte in einem der Täter anhand seiner Augen einen rechtsradikalen Kameraden aus Berlin. Das Gefühl der Rache folgte. Der Vorfall wirkte auf uns außerordentlich erstaunlich, da man so etwas meist nur in Filmen sieht und man sich so eine Grausamkeit einfach nicht vorstellen kann.

Der Überfall war für ihn wie eine Offenbarung. Die vermeintlichen Kameraden hatten ihn ausrauben wollen. Deswegen stieg er aus der rechtsextremen Szene aus, schaffte es aber nicht vollständig, aus der Gewaltspirale heraus. Er trat stattdessen in einen kriminellen Motorradclub ein, und gründete wenig später seinen eigenen Motorradclub, die ,,Schwarze Schar“. Nachdem er schon seit ungefähr zehn Jahren dabei war, wurde er erstmals 2011 verhaftet. Allerdings wurde er bald wieder entlassen, da kein Zeuge sich traute, gegen ihn auszusagen. Er hatte als Rockerboss viel Geld und Macht, Geld, das er und seine Gang mit kriminellen Machenschaften, Schutzgelderpressung und im Rotlichtmilieu verdienten.

Weil er als Rockerboss extrem hohem Stress ausgesetzt war. bekam er psychosomatische Beschwerden, wie schlimme Schlafstörungen und Migräne. Er entschied sich daher auch aus der Rockerszene auszusteigen, womit er zum Verräter wurde. Daraufhin fuhr er zu seinen Eltern, zu denen er vorher jahrelang so gut wie keinen Kontakt gehabt hatte. Sie sagten ihm, dass sie immer für ihn da sein würden, wenn er Hilfe brauche. Nachdem Philip schon einige Monate ausgestiegen war, sprachen seine ehemaligen Freunde in einem von der Polizei verwanzten Auto über ihn und auch über einige seiner Straftaten. So kam er doch noch ins Gefängnis und wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Der heute 43-Jährige war in der JVA Stralsund inhaftiert und seine Eltern fuhren jedes zweite Wochenende im Monat insgesamt 400 Kilometer, um ihren Sohn zu besuchen. Im Gefängnis durchlief er eine Therapie, die ihm sehr half sein Leben neu zu ordnen. Im Januar 2016 wurde er wegen guter Führung entlassen und begann eine Ausbildung als Anti-Gewalt- und Deradikalisierungstrainer. Philip lebt jetzt schon seit fünf Jahren in seinem ,,Leben 2.0“, wie er es nennt.

In seinem beeindruckenden Vortrag forderte er uns auf, uns nicht auf unsere schulischen Leistungen reduzieren zu lassen, uns gegenseitig zu helfen und achtsam gegenüber Rechtsextremismus zu sein, da es jeden treffen kann.

Larissa Keller (10a), Noemi Reuß (10a), Melanie Hollauer (10b)

Spuren jüdischen Lebens

Im evangelischen Religionsunterricht der 5. Klasse hatten die Schüler*innen die Hausaufgabe, in ihrem Umfeld auf Spuren von Religion zu achten, diese zu fotografieren und die Fotos im Lernen-Modul des Schulmanagers hochzuladen. Mehrere Schüler*innen stießen hierbei auf Stolpersteine, so auch auf den Stolperstein am Alexandrinum, der vor drei Jahren im Rahmen eines P-Seminars verlegt worden war. Mit Hilfe der vom P-Seminar gesammelten Informationen berichtete die Religionslehrerin Frau Hager den Schüler*innen vom Leben Edith Franks, von der Situation der jüdischen Schüler*innen und der Schule allgemein im Nationalsozialismus. Im Gedenken an Edith Frank wurde gemeinsam ein Strauß Blumen niedergelegt.

 

 

Lisa Badum (MdB B‘90/Die Grünen) im Sozialkundeunterricht der 10a/c

Unter normalen Umständen verbringen die 10. Klassen des Alexandrinums vier spannende Tage in der Hauptstadt. Dabei gehört unter anderem ein Besuch im Deutschen Bundestag zu den zentralen Veranstaltungen dieser Fahrt zur historisch-politischen Bildung unserer Schüler*innen.

Schon im Schuljahr 2019/20 musste diese Fahrt pandemiebedingt ausfallen, ebenso im Schuljahr 2020/21. Eigentlich hatten wir auf Einladung von MdB Lisa Badum (Bündnis 90/Die Grünen) nach Berlin ins Reichstagsgebäude reisen wollen, um sie zu treffen. Glücklicherweise erklärte sich diese aber bereit, sich am Freitag, dem 14. Mai 2020 in die reguläre Videokonferenz der Lerngruppe 10a/c einzuwählen, um den Schüler*innen zu tagespolitischen, programmatischen und auch persönlichen Fragen Rede und Antwort zu stehen.

Die Schüler*innen hatten sich gut vorbereitet und viele wertvolle und spannende Fragen ausgearbeitet, die sie Frau Badum im Videointerview stellten. Berk Bicer eröffnete das Interview mit der Frage, wie zufrieden Frau Badum mit der politischen Situation in Bezug auf die Pandemie sei. MdB Lisa Badum betonte, dass sie sehe, dass es endlich aufwärts gehe, weil wir mittlerweile mehr Impfstoff hätten. Aber sie hätte sich eine andere Prioritätensetzung in der Pandemie gewünscht: Die Probleme der Familien und Kinder, insbesondere auch deren schulische Situation, hätten mehr Vorrang haben sollen; die Industrie hätte viel früher in die Pflicht genommen werden müssen. Trotz Testpflicht in der Schule dürften die Schüler*innen nicht in den Präsenzunterricht, die Arbeitnehmer*innen aber mit einem freiwilligen Testangebot zur Arbeit. Auf Nina Weibelzahls Frage hin, wie es ihr persönlich in der Pandemie gehe, antwortete Frau Badum, dass die krisenhafte Situation ihr zwischenzeitlich schon aufs Gemüt geschlagen hätte – und das, obwohl sie sich auch beruflich in einer privilegierten Position befände. Mit Beginn des Frühlings sei sie an einem der wärmeren Tage auch schon mal im Fluss schwimmen gewesen, „das hat gutgetan.“

Sie befürworte das politische Engagement, das derzeit viele Influencer an den Tag legen, ging sie auf Mia Köhns Frage ein, was sie von politischen Statements und Videos von deren Seite halte. Influencer erreichten Zielgruppen, an die Politiker nicht herankämen. Wovon sie nichts hielte, sei das Mobilisieren von Influencern für politische Zwecke.

Annika Halves, Fabian Schneiderbanger und Levente Poszar hatten Fragen zu Badums politischen Motiven. Deshalb führte die Bundestagsabgeordnete aus, dass das Hauptkriterium für ihren Einstieg in die Bundespolitik die Gleichstellung der Geschlechter gewesen war und nach wie vor ist. „Männer und Frauen wachsen weltweit nicht gleich auf, auch in Deutschland nicht.“ Die Grünen seien die einzige Partei, die eine 50:50-Regelung hat und sich aktiv für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzt, erklärte sie.

Mit der Realität der Gleichberechtigung sei sie noch nicht zufrieden. Verfassungsmäßig hätten Frauen und Männer die gleichen Rechte und Chancen, aber die Realität sehe anders aus. „Wir müssen auch für die Gesundheit von Männern weg von den klassischen Rollenbildern, die Männer als Ernährer sehen und Frauen, die Karriere machen wollen, vielleicht trotz oder mit Kindern, abwerten. Tagtäglich erleben Frauen Gewalt im Nahbereich, in der Beziehung. Jeden Tag versucht ein Mann statistisch gesehen seine (Ex-)Frau oder Freundin umzubringen – jeden dritten Tag hat er damit Erfolg.“

Es gebe viele Bereiche, auch in Deutschland, wo Gleichberechtigung noch nicht vollzogen sei. Die Abgeordnete sieht einen höheren Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen und fordert gerechtere Löhne in Care-Berufen.

Hasskommentaren und Beleidigungen gegen sie oder ihre Politik sei sie tatsächlich mehr ausgesetzt als ihre männlichen Kollegen. Drohungen und sexuelle Gewaltfantasien bringe sie natürlich zur Anzeige, zum Beispiel mithilfe von hateaid.org. Darüber hinaus habe sie ehrenamtliche Unterstützer*innen, eine rapid response Gruppe an Menschen außerhalb des politischen Betriebs, die in den sozialen Medien Shitstorms abfangen und positiv dagegen schreiben.

Auf Elena Mentis‘ Frage hin, wie Frau Badum zur Debatte um geschlechtergerechte Sprache stehe und wie sie persönlich das Problem löse, antwortete die Abgeordnete, dass dies eine wichtige Debatte sei, die auch schon seit vielen Jahrzehnten geführt werde. „Wo ich ehrlich gesagt nicht mitdiskutieren möchte ist, ob Frauen in der Rede auch mitgenannt werden sollen. Frauen waren über viele Jahre lang unsichtbar. Das Gender-Sternchen, das jetzt in der Diskussion ist, oder die Kennzeichnung mit Doppelpunkt finde ich absolut normal. Wir sollten tolerant sein und Frauen, aber auch unterdrückte Minderheiten, Menschen, die sich nicht binär definieren, mit inkludieren. Das kostet uns alle nichts und sollte keiner politischen Debatte würdig sein.“, stellte sie klar.

Zur politischen Arbeit der Bundestagsabgeordneten kamen auch Fragen zum Gehalt, ob ihr manchmal die Verantwortung auch als Last vorkomme und wie ihr Tagesablauf in Berlin und im Wahlkreis aussehe; außerdem welche Qualifikationen ein Abgeordneter ihrer Meinung nach haben sollte und wie ihr Verhältnis zu Abgeordneten anderer Parteien sei.

Natürlich stellten die Schüler*innen der klimapolitischen Sprecherin von B‘90/Die Grünen auch Fragen zur Klimapolitik der Grünen. So konnte Lisa Badum auf Jule Beezens Frage hin ausführen, dass ihre Partei in Regierungsverantwortung nach der Bundestagswahl im September 2021 den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben wolle, etwa mit dem Bau von 1 Million neuer Solaranlagen in den nächsten Jahren sowie dem Ausbau von Windparks. Auch der schnelle Ausstieg aus dem Kohleabbau sei prioritär und der Aufbau von Infrastrukturen für die Elektromobilität. Gerade in Oberfranken, das stark von der Automobilzuliefererindustrie als Wirtschaftszweig abhängig sei, müssten zukunftsorientierte Strukturen geschaffen werden. Auf Merit Aljoghamis Nachfrage, ob es schon einen Plan gebe, um diese klimapolitischen Ziele zu erreichen, antwortete Lisa Badum, dass es wichtig sei, möglichst breite Bündnisse in der Gesellschaft einzugehen, um alle mitzunehmen, besonders auch diejenigen, die dem Energiewandel kritisch gegenüberstehen. Auch der CO2-Preis müsse neu verhandelt, die Industrie dazu mehr in die Pflicht genommen und die Bürger im Gegenzug entlastet werden. Marlene Trinkerl stellte abschließend die Frage, wo Lisa Badum sich und ihre Partei in fünf Jahren sehe. Selbstverständlich seien wir dann noch weit davon entfernt, alle grünen Klimaziele erreicht zu haben, meinte diese, aber wir hätten das Ruder rumgerissen auf einen 1,5-Grad-Pfad, um der nächsten Generation nicht nur offene Rechnungen zu hinterlassen.

Die gesamte Lerngruppe 10a/c einschließlich StRin Flach danken MdB Badum für dieses Interview. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen so offen und ehrlich zu beantworten.

StRin Yvonne Flach, Kristina Marsollier (10a)

„Fakten versus Fakes“ 8d besucht Schülermedientage

Am Freitag, dem 7. Mai 2021, fand der Schülermedientag zum Thema „Fakten versus Fakes“ auf der Homepage der Schülermedientage Bayern statt.

Die #SMT2021 sind eine gemeinsame Veranstaltung der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, der MEDIASCHOOL BAYERN, des Bayerischen Rundfunks und vielen weiteren Partnern. An diesen Tagen werden die Schüler in Medienkompetenz unterrichtet und mit Journalismus vertraut gemacht. Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildung fördert auf überparteilicher Grundlage das Gedankengut der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Sie informiert über Demokratie, Werte und politische Herausforderungen und diskutiert mit anderen Personen über interessante Themen, wie zum Beispiel „Medien & Politik“. Während der digitalen Schülermedientage stellen sich Journalisten aus ganz Bayern den Fragen der Schüler*innen.

Am Freitag führte der Moderator Christian Volk per Livestream ein Interview mit zwei Journalisten. Die Schüler konnten passende Fragen stellen und sich dadurch ebenfalls beteiligen, obwohl die Veranstaltung nur digital stattfinden konnte. An diesem Tag wurden die beiden Lokaljournalisten Hans Moritz und Marcus Mäckler der Mediengruppe Münchner Merkur/tz interviewt. Marcus Mäckler ist Politikredakteur und hat die speziellen Aufgaben, sich um die internationalen Nachrichten und die gezielte Berichterstattung über die AfD zu kümmern, und Missstände und Vorgänge innerhalb der Partei darzustellen und aufzudecken. Die beiden Männer sprachen über Fake News und beantworteten Fragen wie „Welcher Nachricht kann ich trauen?“, „Was sind eigentlich Fake News?“ und „Was macht eine gute Recherche aus?“.  Zu Beginn erzählten sie, wie ein Lokaljournalist arbeitet, wie sein Tagesablauf aussieht und warum ihnen der Beruf gefällt. Im Verlauf des Interviews gingen sie genauer darauf ein, wie entschieden wird, über was berichtet wird und wie lange die Recherche dauert, bis die Zeitung einen Artikel veröffentlicht. Das Hauptthema waren allerdings Fake News. Marcus Mäckler antwortete auf die Frage, worin denn der Unterschied zwischen Falschinformationen und Fake News bestünde, so: „Eine falsche Information kann unabsichtlich passieren und eine schwerwiegende Falschinformation wird selbstverständlich richtiggestellt. Als Fake News bezeichnet man dagegen den beabsichtigten Versuch, eine falsche Information zu verbreiten, um selbst zu profitieren oder andere Leute zu verunsichern.“ Die beiden Männer erzählten von den Gefahren von Fake News und warum man vor allem in sozialen Netzwerken so leicht auf Fake News stoße. „Auf sozialen Netzwerken ist jeder sein eigener Nachrichtenredakteur. Jeder kann publizieren, was er möchte. Und die Nachricht ist oft nicht überprüft worden“, sagte Hans Moritz. „Außerdem lassen sich Inhalte schnell verbreiten“, fügte Marcus Mäckler hinzu. Die Journalisten berichteten von ihren eigenen Erfahrungen und woher sie wissen, ob Leute ihnen die Wahrheit erzählen. Am Schluss gingen sie noch auf die Grundvoraussetzungen eines Journalisten ein.

Infolgedessen wissen die Schüler nun mehr über die Gefahren der Verbreitung von Fake News, den Beruf des Journalisten und die anstrengende Recherchearbeit in der Zeitung.

Von Leni Blum

Quelle: http://www.schuelermedientage-bayern.de/

Die Veranstaltung zu „Fakten versus Fakes“ kann man – wie alle anderen Beiträge der Schülermedientage – noch hier auf YouTube sehen.

„Viel zu wenig Veränderung“ FRAUEN.MACHT.GESCHICHTE

Die Geschichte der Frauenbewegung und bedeutende starke Frauen oder „Influencerinnen“ waren Thema des P-Seminars FRAUEN.MACHT.GESCHICHTE, für das Schülerinnen der Oberstufe des Alex eine digitale Ausstellung gestaltet haben.

Rechtlich und formal gibt es wohl Gleichstellung, tatsächlich ist es aber noch ein langer Weg bis zu echter Gleichberechtigung. Das war eine der Erkenntnisse der Schülerinnen des P-Seminars. In der digitalen Ausstellung gibt es viel zu entdecken: neben den Biographien bedeutender Frauen der Neuzeit einen berührenden Song zum Thema Rollenerwartungen von Silan Nibu, ein englisches Gedicht, das zu Wertschätzung und Empowerment anregt von Madlin Osso und zwei interessante Videos zu Fragen der Gleichberechtigung von Franziska Landoll und Chanel Gunnesch.

https://www.alexandrinum-coburg.de/frauen-macht-geschichte

Quo vadis EU? Oberstufenschüler erhalten Einblicke in den Arbeitsalltag der europäischen Institutionen

Am Mittwoch, dem 27. November 2019 besuchte Herr Dr. Peter Fisch, ehemaliger Beamter der EU-Kommission, das Alexandrinum und stellte einerseits schlaglichtartig die Arbeitsprozesse der verschiedenen europäischen Institutionen vor und zeigte andererseits mögliche Zukunftsperspektiven der EU auf. Da die Schüler*innen sich seit Beginn des Schuljahres im Sozialkundeunterricht in verschiedene Aspekte des europäischen Staatenbundes eingearbeitet hatten, kam es zu einem sehr konstruktiven Gedankenaustausch. 

„My home is my castle“ – Eine Ausstellung in Kooperation mit dem P-Seminar Geschichte/Sozialkunde 2015/17

Das P-Seminar Geschichte/Sozialkunde 2015/17 „Armut in Coburg“ des Alexandrinum lädt herzlich in die Stadtbücherei Coburg ein!

Gemeinsam mit der Diakonie Coburg haben die Schüler des sozialwissenschaftlichen Zweiges die Eröffnungsveranstaltung für die Ausstellung „My home is my castle“ mit eindringlichen Bildern des Fotografen Peter Litvai in den letzten Monaten geplant und organisiert. Das Projekt soll zu mehr Solidarität und Nächstenliebe im Alltag bewegen.

Weitere Kooperationspartner sind der Arbeitskreis Armut und das Philosophische Café – Hochschule Coburg; die Ausstellung wird gefördert durch die Diakonie Bayern.

 Eröffnung: 26. Oktober 2016, 18:00 Uhr

 Ausstellungsdauer: 26. Oktober–19. November 2016

 

 

 

Schockierender Undercoverfilm rüttelt auf – Filmvorführung und Diskussion für die Mittel- und Oberstufe

Am 27. Juli 2015 hatten die Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufe, sowie die Teilnehmer des P-Seminars Religion „Bunt statt Braun“ die besondere Gelegenheit den Dokumentarfilm „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ (gezeigt auf der Berlinale 2012 und ausgezeichnet mit dem Zweiten Preis des Alternativen Medienpreises 2012) des Autors und Regisseurs Peter Ohlendorf zu sehen und anschließend mit diesem über die Inhalte zu diskutieren.

Der Film zeigt den Journalisten Thomas Kuban, der unter hohem Risiko die Rechtsrock-Szene mit versteckter Kamera ausspäht.  Er ermöglicht so Einblicke in eine Jugendszene, in die sich sonst keiner hineinwagt. Es wird deutlich, wie Rechtsextremisten über kostenlose Rockkonzerte Jugendliche für ihre Ideologie gewinnen wollen, auch weit über die Grenzen Deutschlands hinweg. Dabei beleuchtet der Film auch das Verhalten der staatlichen Behörden kritisch.

Nach der 90-minütigen Filmvorführung, die Schüler wie Lehrkräfte tief bewegt hat, wurden Fragen und Anmerkungen in einer anregenden einstündigen Diskussion von Peter Ohlendorf aufgegriffen.

Vielen Dank für diese nachhaltige Vorführung, auch an die Initiatoren vom Netzwerk für Menschenrechte und Demokratie „Wir sind bunt: Coburg Stadt und Land“.

„Bundeswettbewerb zur politischen Bildung 2014″ – zwei Klassen ausgezeichnet

Mit ihrem Beitrag zum Thema „1914/2014 – Für Ehre und Vaterland?“ wurde die Klasse 9c mit einem Geldpreis in Höhe von 150 Euro gewürdigt.

Ebenso preiswürdig empfand die Jury die Videoanimation der Klasse 10d zum Thema „Politik brandaktuell: Der Islamische Staat“.

Herzlichen Glückwunsch!

mehr zum Wettbewerb